Text: Florence Ritter, Fotos: Ingo Höhn

Es war eine Reise durch die Vielfalt der Werke Wolfgang Amadeus Mozarts. Denn dessen bewegtes Leben war Inspiration für das Stück von Georg Reischl, welches am vergangenen Mittwoch im UG Premiere feierte. Es war aber auch eine Reise ins dunkle Soussol, in die bürgerlichen Kammern des 18. Jahrhunderts und die Tiefen des experimentellen und zeitgenössischen Tanzes. Nachdem Reischl schon für «Tanz 1» das Stück «Zeitgeister» choreografierte, folgte der Österreicher zum zweiten Mal dem Ruf der künstlerischen Leitung Kathleen McNurney nach Luzern und präsentierte ein überraschend experimentierfreudiges Stück.

Von einer klassischen Interpretation war das Stück dann auch weit entfernt, und wer der Musik Willen gekommen war, wurde zumindest im ersten Teil etwas enttäuscht. Doch gerade das zeitweilige Aussetzen der Musik liess der aussergewöhnlichen Intensität des dargebotenen zeitgenössischen Tanzes den benötigten Raum. Die Tänzer setzten ihre eigene Atmung – laut, bebend oder gar gehetzt – als integralen Teil der musiklosen Passagen ein. Auf der Bühne verdeckten zwei schwarze Stellwände den Blick auf das komplette Geschehen und beeinflussten die Bewegungen der Tänzer. Durch das Verschieben der Wände wurde wiederholt die Perspektive verändert, die Aufmerksamkeit der Zuschauer in unterschiedliche Richtungen gelenkt und schliesslich die Impression einer Kammer hervorgerufen. Das Eigentümliche der UG-Räumlichkeit verstärkten diesen Eindruck – sowohl durch das Gefühl des Unterirdischen, der begrenzten Grösse als auch durch die besondere Nähe zu den Tänzern. Diese arbeiteten überraschend stark mit Mimik und Lauten, die unmittelbar auf die Zuschauer trafen.

Generell waren die Bewegungen der zwölf Tänzer sehr abstrakt mit wiederkehrenden Abläufen, unterbrochen wurden sie von spielerischen Elementen wie dem «Fangenspielen», hektischen Bewegungen oder Gekicher, die mich an Kammerzofen erinnerten, oder dem Einsatz von Taschenlampen – einfach und effektvoll. Pingpong-Bälle wurden mitgeführt und auch mal in den Mund genommen, um ein Ständchen zu vollbringen – was Kreativität offenbarte, aber auch etwas beklemmend wirkte. Ungezwungen war wiederum der Umgang mit der Kostümierung: Die Tänzer trugen schlichte Kleidung, welche stetig durch Requisiten aus dem 18. Jahrhundert ergänzt und verändert wurden. Gilets, Perücken oder Hüte verwiesen auf Mozarts Musik und Zeit. So lagen auch zu Beginn zwei prächtige Damenkleider auf der Bühne, die von Tänzern und Tänzerinnen übergestreift und humorvoll in die Choreografie integriert wurden.